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Ich heirate eine Familie – Susanne und Michael sagen Ja zu Patchwork 

Im August 2023 wagten Susanne und Michael das große Abenteuer und sagten im Rahmen einer romantischen Hochzeit vor zahlreichen Gästen Ja. Doch es war nicht nur ein Jawort zwischen den zwei Verliebten, denn beide haben bereits aus früheren Beziehungen Kinder. Hier erzählen sie, wie es für sie und die Kinder war, durch die Hochzeit zu einer echten Patchworkfamilie zu werden – kleiner Einblick in den Alltag inklusive.

Wann und wie habt ihr euren Kindern gesagt, dass ihr heiraten wollt?

Susanne: Ich habe es meinen zwei Töchtern – zu dem Zeitpunkt waren sie 10 und 16 Jahre alt – bei einem gemeinsamen Ausflug in den Family Park gesagt. Mir war wichtig, dass wir dabei nur zu dritt waren und sie es von mir allein erfahren, damit sie ihre ehrliche Reaktion zeigen können. Eigentlich war es mehr ein „Seid ihr damit einverstanden, dass wir heiraten…?“, um sie in die Entscheidung mit einzubinden. Zu dem Zeitpunkt waren Michael und ich zwei Jahre ein Paar.

Michael: Auch ich habe es meinen zwei Kindern, ein Bub und ein Mädchen, unter sechs Augen gesagt bzw. mit ihnen darüber geredet. Es ist ein wichtiger Schritt, also sollten die Kinder auch ein Mitspracherecht haben oder zumindest merken, dass man ihre Meinung ernst nimmt.

Wie haben die Kinder reagiert?

Michael: Meine zwei waren hellauf begeistert und haben sich riesig für uns gefreut. Dadurch, dass sich auch die Kinder untereinander gut verstehen, war es für sie nur logisch, dass wir irgendwann eine echte Familie sein sollten.

Susanne: Meine Große war auch total begeistert, die Kleinere hat etwas verhalten reagiert. Im Gespräch hat sich dann herausgestellt, dass sie sich für uns freut, aber etwas Angst hatte, dass ich danach weniger Zeit für sie haben würde, wenn ich auch noch die Stiefmama von Michaels Kindern werde. Aber als es an die Hochzeitsplanung ging, waren beide mit vollem Eifer und großer Freude dabei.

Was haben die jeweiligen Elternteile eurer Kinder dazu gesagt, dass ihr heiraten wollt?

Michael: Die Mutter meiner Kinder war alles andere als begeistert, aber nachdem ihr auch die Kinder erklärt haben, dass sie sich für uns freuen, gab es keine großen Einwände.

Susanne: Mein Exmann und Vater meiner Kinder hat sich für uns gefreut – wir haben ein gutes Einvernehmen und fast freundschaftliches Verhältnis. Er war sogar zur Hochzeit eingeladen 😊

Wie habt ihr die Sache mit den Nachnamen geregelt?

Susanne: Das war mit die größte Herausforderung für mich bei der ganzen Hochzeitssache. Ich habe vorher den Namen meines Exmannes getragen und wollte eigentlich den Nachnamen von Michael annehmen. Aber meinen Kindern war es ein großes Anliegen, dass wir denselben Nachnamen haben – oder zumindest einen Teil davon. Also habe ich mich für einen Doppelnamen entschieden. So bin ich auch namentlich mit meinen Kindern und meinen Bonuskindern, wie ich sie nenne, verbunden.

Wie sah die Hochzeitsplanung aus?

Michael: Chaotisch (lacht). Weil jeder andere Vorstellungen und Ideen dazu hatte, wie die Hochzeit aussehen sollte. Sechs Meinungen unter einen Hut zu bringen, ist nicht gerade einfach. Aber wir haben die Kinder bei wichtigen Entscheidungen mit einbezogen und sie auch mitbestimmen lassen.

Susanne: Alle Kinder waren sowohl bei der Anprobe meines Brautkleids als auch bei der Wahl des Hochzeitsanzugs dabei. Natürlich durften sie dem jeweils anderen nichts verraten. Das haben sie auch geschafft (lach). Außerdem durften sie bei der Wahl des Farbmottos und des Buffets mitreden. Und auch beim Hochzeitstanz spielten sie eine große Rolle – sie haben gemeinsam eine Choreografie einstudiert, die für Begeisterungsstürme bei den Hochzeitsgästen gesorgt hat.

Beschreibt bitte euren Hochzeitstag als Patchworkfamilie.

Michael: Ich muss gestehen, dass Susanne viel mehr zur Planung und Organisation beigetragen hat als ich. Ich hab mich da dezent im Hintergrund gehalten und war dann umso überraschter, als ich gesehen habe, was sie, ihre Trauzeuginnen und die Kinder da alles auf die Beine gestellt haben. Es war einfach traumhaft schön. Natürlich wurden die Kinder auch bei der Trauung selbst mit einbezogen. Wir haben sie jeweils mit einem Armband mit Anhänger überrascht, die zusammen ein Kleeblatt ergeben. Damit wollten wir ihnen zeigen, dass sie ein wichtiger Teil von uns und unserer Familie sind. Sie haben sich darüber auch sehr gefreut.

Susanne: Das war für mich der emotionalste Teil der Trauung. Die überraschten und gerührten Gesichter der Kinder zu sehen, war überwältigend. Dabei mussten auch alle Gäste weinen. Die Kinder waren einfach toll! Sie haben uns dabei geholfen, die Gäste zu unterhalten, als wir beim Paarshooting waren, haben mit uns gelacht und gefeiert und mit ihrem Tanz alle umgehauen. Ein unvergesslicher Tag!

Nach der Hochzeit ist vor dem Alltag. Wie sieht euer Alltag als Patchworkfamilie aus?

Michael: Ich wiederhole mich: chaotisch! (lacht laut) Seit wir zusammen wohnen, haben sich viel mehr Herausforderungen aufgetan. Auch hier gilt: Man muss sechs Meinungen unter einen Hut bringen und darauf achten, dass niemand das Gefühl hat, außen vor zu sein. Das ist nicht immer einfach. Dadurch, dass alle Kinder die meiste Zeit bei uns wohnen, führen wir nicht nur das Leben als frisch vermähltes Paar, sondern eben auch als Patchworkfamilie – mit allen Höhen und Tiefen.

Susanne: Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich das Leben als Patchworkfamilie unter einem Dach sicher unterschätzt. Also die Herausforderungen, die sich dadurch ergeben. Ich liebe meinen Mann und die Kinder über alles, aber ich kann allen Paaren, die sich dazu entscheiden, eine Familie zu heiraten und als solche zusammenzuziehen, nur raten, sich vorher mit allen Beteiligten ausführlich darüber zu unterhalten, wer welche Bedürfnisse und Wünsche fürs Zusammenleben hat, damit sich niemand benachteiligt vorkommt. Doch auch wenn es manchmal hektisch und chaotisch ist, bereue ich meine Entscheidung, nicht nur Michael, sondern auch seine Kinder zu heiraten, keine Sekunde!